
Für viele Menschen gehört das Surfen zu Sylt wie der Sand zum Meer. Eine der bekanntesten Surfschulen auf Sylt ist Südkap Surfing in Hörnum und Wenningstedt. Südkap Surfing ist die Surfschule für Familien, Kinder und Einsteiger.
Wir wollten vom Inhaber und Geschäftsführer Christopher Dirksen wissen, was seine Surfschule konkret auszeichnet, warum er neben der Surfschule noch in Mode macht und wie für ihn Nachhaltigkeit und Surfen zusammengehören.
INTERVIEW
GreenSYLT: Wie würdest du das Angebot der Südkap Surfing Sylt GmbH beschreiben?

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CHRISTOPHER DIRKSEN: Südkap Surfing ist für mich einer der familienfreundlichsten Orte auf Sylt und bietet eine große Vielfalt an Wassersport und Aktivitäten für Einheimische und Urlauber gleichermaßen. Hier kann man mit der ganzen Familie neue Fähigkeiten erlernen, die ein Leben lang begleiten, und dabei unvergessliche Erinnerungen sammeln. Grenzen ausloten und über sich hinauswachsen – genau dafür steht Südkap Surfing. Für mich persönlich ist Südkap Surfing zugleich die Verwirklichung eines Lebenstraums, eines „Organic Tourism Concept“. Das Konzept, Urlauber und Locals zusammenzubringen, schafft über Jahre eine enge Verbundenheit. Manche Kinder sind bei uns buchstäblich in der Surfschule aufgewachsen und stehen heute selbst als Surf- & Segellehrer oder Azubis am Strand, beispielsweise als angehende Sport- und Fitnesskaufleute. So entsteht eine lebendige Community, die nicht nur den Wassersport liebt, sondern auch Sylt als Lebensraum schätzt und aktiv mitgestaltet. Genau hier liegt der Kern des organischen Tourismus in meinen Augen. Ein Ort, der den touristischen Betrieb verantwortungsvoll mit der lokalen Gemeinschaft verbindet, Angebote für Kinder fördert und langfristig Arbeitsplätze sichert. Besonders stolz bin ich auf unsere „Sylter Surfkids Gruppe“, zu der sich auch in diesem Jahr wieder Inselkinder anmelden dürfen. Gemeinsam mit der Sylter Nicolai-Schule und dem Sylter Catamaran Club haben wir außerdem eine Segel-AG in Hörnum ins Leben gerufen, um Kindern aus ganz unterschiedlichen familiären und finanziellen Hintergründen frühzeitig den Zugang zum Wassersport zu ermöglichen. Dafür suchen wir noch nach einer langfristigen finanziellen Sicherung, denn das Potenzial dieser Projekte ist riesig – wir haben das Know-how und die Manpower, aber leider nicht das nötige Kapital, um das Projekt für noch mehr Kinder zugänglich zu machen. Mit unserer Jugendarbeit legen wir den Grundstein für die nächste Generation von Surf- und Segellehrerinnen – und das hat in der Vergangenheit schon oft funktioniert. Vor allem aber zeigen wir den Kids, wie lebenswert ihre Heimat Sylt ist. Aus demselben Grund sind wir mittlerweile auch ein IHK-Ausbildungsbetrieb für Sport- und Fitnesskaufleute und haben bereits fünf Azubis erfolgreich ausgebildet, die zuvor selbst einmal als Schüler in unseren Surfkursen standen. Und by the way, für den Ausbildungsstart im August 2025 haben wir noch eine freie Ausbildungsstelle zu vergeben. Der Inbegriff von Südkap Surfing ist für mich ein Ort, der Urlauber willkommen heißt und zugleich eng mit der lokalen Community verwurzelt ist, jungen Menschen Perspektiven eröffnet und durch nachhaltiges Engagement langfristig Arbeitsplätze schafft.

Du hast sogar noch eine Firma gegründet, bei der es um nachhaltige Mode geht, die Salty Elements GmbH. Was ist hier eure Vision?
Für mich ist Salty Elements die logische Fortsetzung unserer Verbindung zum Meer – die raue Küste, das frische Wasser, die salzige Luft und die wärmende Sonne des Nordens sind genau das Lebensgefühl, das wir in unseren Kleidungsstücken einfangen möchten. Diese besondere Nähe zur Natur und der Zusammenhalt der Menschen hier oben spiegeln sich in jedem unserer Designs wider: klar, modern, nordisch schlicht und so kuschelweich, dass man am liebsten nie wieder etwas anderes tragen möchte. Wir produzieren ausschließlich mit natürlichen, veganen, zertifizierten Stoffen und achten dabei auf faire Bedingungen in der gesamten Produktionsstrecke. Nachdem wir die finalen Designs auf Sylt entwickelt haben, entsteht alles in Portugal, wo wir unsere Produzenten persönlich kennen und in jeden einzelnen Produktionsschritt eingebunden sind. Zu unserer Vision gehört außerdem, dem Meer etwas zurückzugeben – deshalb wird mit jedem gekauften Produkt ein Kilo Plastik aus den Ozeanen gefischt. Neben unserer Boutique auf Sylt in der Rantumer Str. 11 in Hörnum betreiben wir auch einen Onlineshop. Hinter jedem Produkt steckt jede Menge Arbeit und Herzblut, weil wir sicherstellen wollen, dass jedes Teil nicht nur höchsten Qualitätsansprüchen genügt, sondern auch den Spirit des Meeres in sich trägt. Unser Ziel ist es, Menschen zu begeistern, die das Meer lieben und zugleich bewusster konsumieren und leben möchten – und dafür stehen wir mit Salty Elements.
Surfen am Strand von Sylt hat Tradition. Wie würdest du das Lebensgefühl und die Möglichkeiten auf Sylt am besten beschreiben?
Für mich ist die Möglichkeit, morgens aufzustehen und direkt ins Meer zu springen, der Inbegriff von Lebensqualität – du hast den Wind in den Haaren, das salzige Wasser auf der Haut und die endlose Weite des Meeres direkt vor dir. Diese raue Nordsee und ihre Wellen prägen schon immer die Menschen hier. Ich glaube, es war schon immer eine Mischung aus Tradition und Aufbruchsstimmung. Sylt steht für jahrzehntelange Surfkultur, in der Generationen von Surferinnen groß geworden sind. Egal, wo ich auf der Welt zum Surfen bin, dauert es nicht lange, bis ich einen Sylter Surfer treffe – und wenn nicht, war ziemlich sicher ein anderer Sylter am entlegensten Ort der Welt bereits vor mir dort surfen. Wer hier an den Strand kommt, spürt sofort, wie tief die Naturverbundenheit auf dieser Insel ist. Die Dünen, das Watt und die klare Luft gehören genauso zum Erlebnis wie die herzliche Gemeinschaft, die sich über die Jahre rund um den Wassersport gebildet hat. Ob Einheimische oder Gäste – alle teilen das gleiche Kribbeln, wenn sie die Brandung sehen und sich aufs Brett wagen. Genau das macht Sylt zu einem einzigartigen Ort, an dem Surfen weit über den Sport hinausgeht und zum Lebensgefühl wird. Deshalb ist Sylt meine Heimat.

Wie groß ist die Surf-Szene aktuell auf der Insel? Gefühlt hat der Trend etwas abgenommen, kann das sein?
Ich glaube nicht, dass der Trend abgenommen hat – er hat sich vielmehr weiterentwickelt. Die Szene auf Sylt ist heute unglaublich vielfältig: Neben dem klassischen Wellenreiten und Windsurfen sieht man zunehmend Wingfoiler, E-Surfer, Kitesurfer und Stand-up-Paddler, was das Ganze noch spannender macht. Durch diese „Evolution des Surfens“ ist für jeden Geschmack, jedes Alter und jedes Können etwas dabei. Viele Menschen entdecken erst mit 60 Jahren ihre Begeisterung fürs Surfen – und wenn alles optimal läuft, haben sie noch 20 aktive Surfjahre vor sich. Surfen motiviert, hält fit und löst jede Menge Glückshormone aus, was Körper und Geist nachhaltig stärkt. Unser ältester Surftrainer bei Südkap Surfing heißt Otto, er ist bereits 70+ und kann sich sehr gut in Menschen hineinversetzen, die nach Familie und Karriere jetzt mit dem Surfen beginnen. Ein weiterer Faktor ist der technische Fortschritt bei Neoprenanzügen. Früher war man im Winter froh, wenn man nach einer Stunde im kühlen Nordseewasser noch seine Hände und Füße spürte. Heute kann man problemlos zwei Stunden surfen – selbst bei winterlichen Temperaturen. Dadurch hat sich die Saison enorm verlängert, und die Community rückt das ganze Jahr über noch enger zusammen. Zwar herrscht kein „Massenansturm“ wie in St. Peter-Ording oder auf Fehmarn, weil die Anreise über den Bahndamm für viele Schleswig-Holsteiner für einen Tagestrip dann doch zu teuer ist, aber wer genau hinschaut, erkennt, dass immer mehr und vor allem auch ältere Menschen in unterschiedlichsten Surf-Disziplinen unterwegs sind.
Nachhaltigkeit und Surfen gehören zusammen, weil?
Surfen ist für mich untrennbar mit der Natur verbunden. Wer auf dem Brett steht, spürt unmittelbar die Kraft und Schönheit des Meeres – aber auch seine Zerbrechlichkeit. Gerade für diejenigen, die viel Zeit auf oder am Wasser verbringen, sind Veränderungen durch Umwelteinflüsse oder Verschmutzungen schnell spürbar. Genau hier setzt Nachhaltigkeit an: Wenn wir weiterhin saubere Wellen reiten und unberührte Strände genießen wollen, müssen wir uns aktiv für den Schutz unserer Ozeane und Küsten einsetzen. Ob durch einen bewussten Umgang mit Ressourcen, wie wir es bei unserer Marke Salty Elements leben, oder ein verantwortungsvolles Konsumverhalten – jede Entscheidung kann ein Schritt sein, dieses empfindliche Ökosystem zu bewahren. In meiner Surfschule Südkap Surfing lernen die Kinder von Anfang an, dem Meer mit Respekt und Dankbarkeit zu begegnen. So legen wir bereits in jungen Jahren den Grundstein für ein nachhaltiges Denken und Handeln, das im Alltag und beim Surfen gleichermaßen zum Tragen kommt.

Bild: unsplash, Naja Bertolt Jensen
Wann und wo bist du das erste Mal mit der Thematik Nachhaltigkeit in Kontakt gekommen und was bedeutet für dich Nachhaltigkeit auf Sylt?
Nachhaltigkeit ist eine starke Idee, jedoch hat sich das Wort in den letzten Jahren stark abgenutzt. Besonders in der Werbung wird viel mit Nachhaltigkeit geworben und ist oftmals Etikettenschwindel. Auf der anderen Seite würden Hardliner sagen, um nachhaltig zu leben, dürften wir das Haus nicht verlassen. Das würde bedeuten, dass Tourismus nicht nachhaltig sein kann. Ich glaube, wenn wir uns selbst die Frage stellen: Wie wollen wir in Zukunft leben? Gibt es genügend Antworten darauf, was Nachhaltigkeit für jeden von uns persönlich bedeutet. Die Frage kann auch auf alles andere angewandt werden, z. B.: Wie wollen wir den Tourismus auf Sylt in Zukunft prägen? Alles, was wir heute tun, hat Auswirkungen auf morgen – einige davon sind groß, andere kleiner. Nachhaltiges Handeln und Denken bedeutet, Achtsamkeit für sich selbst und die unmittelbare Umwelt zu entwickeln. Bei mir fing diese Achtsamkeit an, als ich mit 19 Jahren das erste Mal bewusst die Zunahme von Plastikmüll am Strand erlebt habe. Ich war noch sehr jung und habe als Surftrainer auf den Kanaren gearbeitet. Ich wollte eigentlich nur surfen gehen, doch statt sauberer Wellen fand ich eine Meeresschildkröte, die sich in einem Fischernetz verfangen hatte und vom Meer angespült wurde. Dieses Erlebnis hat mich nicht mehr losgelassen und mir gezeigt, wie sehr unser Handeln die Natur beeinflusst. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit auf Sylt nicht nur, unsere einzigartige Insel mit ihren Dünen, Stränden und dem Wattenmeer zu schützen und zu respektieren, sondern auch den Menschen, die hier leben, ein lebenswertes Umfeld zu ermöglichen. Wenn wir wollen, dass auch künftige Generationen die Schönheit dieser Insel erleben können, müssen wir heute Verantwortung übernehmen – sei es durch erschwinglichen Wohnraum, Bildung und Erziehung zur Achtsamkeit von Kindern, z. B. beim Sport, oder durch umweltbewusste Mobilität, um sich mühelos auf der Insel zu bewegen. Gerade weil wir hier täglich das Meer um uns herumhaben, sollten wir alles daransetzen, unsere Insel zu bewahren und lebenswert zu gestalten.
Wo siehst du Handlungsbedarf, damit die Insel nachhaltiger wird?
Ich sehe da große Dringlichkeit in mehreren Bereichen, um die Lebensqualität auf der Insel für alle, vor allem aber für Familien und Kinder, nachhaltig zu sichern. Ich denke, dass wir ein ganzheitliches Konzept entwickeln müssen, in dem soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte ineinandergreifen. Familienfreundlichere Strukturen müssen geschaffen werden, damit Eltern trotz hoher Arbeitsbelastung genügend Zeit für ihre Kinder haben und gleichzeitig finanziell entlastet werden. Denn ohne Sylter funktioniert auch der Tourismus auf der Insel nicht. Der erste Schritt wäre in meinen Augen eine konsequente Förderung von Ganztagsangeboten für Kinder und Jugendliche, damit sie am Nachmittag nicht nur betreut, sondern auch in ihrer Entwicklung gefördert werden. Diese Angebote sollten von Schulen über Jugendzentren bis hin zu sportlichen und kreativen Aktivitäten reichen, die auch externe Dienstleister wie wir als Surfschule auf der Insel übernehmen könnten, damit Kinder und Jugendliche ihren Interessen nachgehen können. Um die hohen Mieten und den Wohnungsmangel in den Griff zu bekommen, müssen wir den Bau und Erhalt von bezahlbarem Wohnraum konsequent vorantreiben und dabei sowohl gemeindenahe Förderprogramme als auch genossenschaftliche Projekte unterstützen. Aktuell ist es doch so, dass Arbeitskräfte auf der Insel in der Saison untragbar viele Überstunden leisten und sich letztlich von ihren Familien entfremden, weil sie kaum noch Zeit miteinander verbringen. Ich war selbst auch an dem Punkt und musste persönlich scheitern und lernen, wie man Arbeit und Familie im Gleichgewicht hält. Nachhaltiger Tourismus bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Wohnungsmangel aufhört, damit Unternehmen Mitarbeiter und Familien auf die Insel holen können, um die Arbeit im Betrieb auf mehrere Schultern zu verteilen. Dies führt zu geringeren Arbeitszeiten, höherer Produktivität und mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeitern. Außerdem machen wir uns mit mehr Einwohnern unabhängiger vom Tourismus, was sicherlich wirtschaftliche Vorteile über das gesamte Jahr mit sich bringt. Außerdem brauchen wir eine starke Vernetzung zwischen Einrichtungen wie Schulen, Kitas, sozialen Diensten und Vereinen, um frühzeitig Anzeichen von Konflikten, Überlastung oder Missbrauch zu erkennen und sofort handeln zu können. Damit Familien, die an ihre Grenzen geraten, rechtzeitig Unterstützung finden können, ohne lange Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen. Um Sylt zu einem nachhaltigen touristischen Ort zu machen, ist es wichtig, dass wir die Belange der Sylter an erster Stelle setzen, denn nur wenn sie sich nicht überarbeitet fühlen, sich ein Leben auf der Insel leisten können und ihre Kinder gut betreut wissen, schaffen wir ein intaktes soziales Gefüge. Wir müssen Lösungen finden, die wirklich funktionieren und dauerhaft umgesetzt werden können, damit die Insel lebenswert bleibt und noch mehr Familien anzieht. Denn nachhaltig ist es auch nicht, nur auf ein Pferd wie den Tourismus zu setzen.
Was ist deine Vision von Sylt in 10 Jahren?
Ich wünsche mir, dass Sylt in zehn Jahren noch stärker zeigt, wie Nachhaltigkeit, Tourismus und Lebensqualität Hand in Hand gehen können. Ideal wäre eine Insel, die aktiv in Klimaschutz, Küstenschutz, erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität investiert und bei der sanfter Tourismus selbstverständlich ist. Wenn Gäste ankommen, sollen sie nicht nur die natürliche Schönheit erleben, sondern auch spüren, dass hier eine bewusste, zukunftsorientierte Gemeinschaft lebt, die vom Tourismus nur begleitet wird. Noch wichtiger ist mir, dass die Sylt-Kinder von heute in zehn Jahren selbstbewusst sagen können: „Das ist meine Insel, die wir gemeinsam schützen und gestalten.“ Dazu gehört, dass man als Einheimischer auf Sylt bezahlbaren Wohnraum findet und gerne vor Ort bleibt, weil es attraktive Jobs und eine intakte Community gibt. Ich stelle mir eine Insel vor, auf der wir unser sensibles Ökosystem schützen, Raum für Innovationen schaffen und trotzdem das typische Sylt-Gefühl bewahren – mit reetgedeckten Häusern, langen Stränden, Touristen in den Cafés und vor allem einer Gemeinschaft, die zusammenhält.
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