Die Mission von Ernst Janssen ist als Teehändler umweltverträglich nachhaltige Produkte zu handeln, die nicht nur dem Unternehmen, sondern auch dem Käuferpublikum gesundheitlich von Nutzen sind.
GreenSYLT: Herr Janssen, Sie betreiben in Westerland das Teehaus Ernst Janssen. Seit wann und mit welcher Mission?
ERNST JANSSEN: Meine Frau Sabine und ich betreiben das THJ seit Dezember 2002. Zuvor war ich als Geschäftsführer und Mitgesellschafter für ein anderes Teehandelsunternehmen auf Sylt mit weiteren Standorten auf Amrum und Föhr tätig. Meine „Mission“ als Teehändler war schon immer, umweltverträglich nachhaltige Produkte zu handeln, die nicht nur dem Unternehmen, sondern auch dem Käuferpublikum gesundheitlich von Nutzen sind. Wir sind darum seit vielen Jahren EU-biozertifiziert und unterwerfen uns freiwillig einer jährlichen Betriebsüberprüfung gemäß EU-Bioverordnung.
Sie sind Teefachhandel und Teeversand zugleich. Wie und wo kann man sich bei Ihnen zum Thema Tee beraten lassen?
Ich verfüge über hinreichende ernährungsphysiologische, pharmazeutische und drogenkundliche Ausbildung und bilde mich mein Leben lang fort. Auch unser Personal verfügt über entsprechende Sachkundenachweise. Damit ist nicht nur im Verordnungssinne sicher gestellt, dass bei uns im persönlichen Gespräch, per Mailantwort oder Telefonanfragen fachlich versiert beantwortet werden.
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Wie sind Sie zum Thema Tee gekommen und was bedeutet Tee für Sie persönlich?
Schon als Kind habe ich, angeleitet von Großeltern und Eltern, Kräuter im Garten sowie viele Wildkräuter in freier Natur kennen- und hinsichtlich deren täglichen Gebrauchs in Anwendungen schätzen gelernt. Teegetränke verbinden mich körperlich und geistig mit dem Reichtum der Natur weltweit.
Gibt es den „Sylt-Tee“ bzw. welcher Tee wird auf Sylt am meisten getrunken und warum?
Seit etwa 1730 haben die Inselfriesen Grünen Tee als Strandgut sowie auch als Mitbringsel der Seefahrer kennen gelernt. An Getränken gab es bis dato selbstgebraute3s Bier und gelegentlich Milch. Wasser zu trinken war gefürchtet. Man bekam Durchfalls- u. Erbrechenssympthome (Typhus, Paratyphus, bakterielle Insuffizienzen) davon. Erst die Aufnahme Viren und Keime abtötender Gerbstoffe aus dem Teegetränk (Grüner Tee) ermöglichte nachhaltig die Abwehr gegen tausendfachen Seuchentod und somit ein längeres Leben, weit über die üblichen vier Lebensjahrzehnte hinaus. Von heimischem Heilkräutergebrauch ist mir für Sylt nichts Seriöses bekannt. Auf der westwärts wandernden Sandinsel wuchs ja auch fast nichts. Erst Seefahrer haben für mehr Bewuchs gesorgt. Gängige medizinische Heilmittel außer einiger Quaksalbereien waren seit jeher Bier und Branntwein. Das neue Ernüchterungsgetränk Grüner Tee half gegen „Blödigkeit der Augen, Podagra, Gicht, Not von vielen Winden, Unfruchtbarkeit, Unvermögen der Männer, Zipperlein“ und Vielem mehr. Und nüchternen Menschen war das Himmelreich gewiss.
Mit den Kurgästen und dem Neuzuzug von „Nichtsyltern“ aber auch mit dem Ausverkauf der Insel durch Kapitalzuzug wurde Sylt von einer Kaffeekultur überzogen. Die legendären Witthüs-Teestuben von Ulle Weber machten in den Fünfzigern Tee auf Sylt wieder bekannt. Hier trank man Sylter Rauchtee und kaute dazu Rumkirschen. Es gab fermentierte Schwarze Teesorten auch gemischt zu Schwarzem Friesentee. Seit 1980 habe ich Sylter u. a. Friesenteemischungen nach traditionellen friesischen Vorbildern neu gemischt, die unter Teetrinkern weit über die Insel hinaus sich hoher Beliebtheit erfreuen.
Sie bieten zertifizierte Bio-Tees an. Was zeichnet diese Tees aus?
Biotees wachsen auf gesunden Böden, die sich durch eine gesunde Mikroorganismenstruktur auszeichnen. Das ist die Grundlage für gesunde Pflanzen mit erhöhter Abwehrfähigkeit gegen Schädlinge jedweder Art. Natürliche Kompost- und Mulchwirtschaft schafft die Grundlage für hohe Wasserbindung und Erosionsverhinderung. Vitalstoffreichere Gemüse, Getreide und Früchte sorgen für ein von Beschwerden freieres, längeres Leben der Menschen im Einklang mit der Natur. Klimakatastrophen, die unsere Lebensbedingungen bedrohen, müssen weniger befürchtet werden.
Sie bieten auch Veranstaltungen an. Zu welchen Themen und wann?
Jeden Montag 19 Uhr TEE WIRKT – Janssens Sylter Teeseminar. Es gibt 15 Sorten Teegenussl plus Erläuterungen. Bislang fast viertausend Seminare seit 1980 aus Slt und weltweit. Jeden Dienstag 20 Uhr MEINE LIEDER mit Sabine Krüger, Liedermacherin, Kabarettistin. Ein Kultabend für Viele, die teils jährlich wiederholen. Natürlich wird dazu auch SYLTER LIEBE, ein wunderbarer Rooibostee aus hauseigener Herstellung serviert. Beide Veranstaltungen tragen neben unseren Teeprodukten zu hohem Bekanntheitsgrad bei.
Für Sie der beste Ort auf Sylt um eine Tasse Tee zu trinken?
Im Teeladen während der Arbeit zwischendurch. Zuhause in aller gepflegter Gemütlichkeit. Im Garten. Gern aber auch im Bistro des Hotel Stadt Hamburg, im Cafe Ingwerden Morsum, Cafe Wien Westerland und überall dort, wo mir keine Teekrümelbeutel am Faden neben eine Tasse heißen Wassers serviert werden. Tee ist ein ganzheitliches Erlebnis.
Und jetzt mal etwas Persönliches: Was schätzt du an Sylt besonders?
Ganz klar, die Sylter Natur, die Urkräfte des Meeres, erfrischende West- und Nordwinde, reine Luft.
Was sind die besonderen Herausforderungen für die Insel in puncto Nachhaltigkeit aus eurer Sicht?
- Umweltkonforme Bauleitplanung
- Verbot von Plastikverpackungen jedweder Art.
- Einstieg in Wasserstofftechnik zur Energieerzeugung mit Wärme-Kraft-Koppelung.
- Windenergie anstatt Öl und Gas
- Ausbringen von Wildbienenkräutern auf Weide- und Ausgleichsflächen.
- Biogasgewinnung an Klärwerken
- OPNV Umstellung auf grünen Wasserstoff
- Gastronomie mit vermehrten vegetarischen/veganen Angeboten.
- Mehr Begrünung öffentlicher und privater Flächen.
Wo siehst du noch Optimierungspotenzial auf der Insel, wenn es um die Nachhaltigkeit von Sylt geht?Einschränkung des Individualverkehrs. Kostenfreier ÖPNV. Gebrauch umweltfreundlicher Reinigungsmittel.
Was ist deine Vision von Sylt in 10 Jahren?
- Umweltfreundlicher öffentlicher Wohnungsbau (KLM usw) für Einheimische und Rückkehrer.
- Verkaufsfreie, entkommerzialisierte Sonntage.
- Keine Interessenvertreter in der Kommunalpolitik die künftig in ihren Beschlüssen die nachhaltige Kostenbelastung selbiger berücksichtigt.
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